Das Geldbeutelwaschen entstammt aus der Tradition des „Fasnetvergraben“ oder des „Fasnachtsertränken“ am Aschermittwoch . Stiche aus dem 15. und 16. Jahrhundert zeigen, wie Narren, nachdem ihre Zeit abgelaufen ist, im Brunnenbecken ersäuft werden. Der Brauch des Geldbeutelwaschens entstand vermutlich in Süddeutschland, die älteste urkundliche Überlieferung stammt aus dem Jahre 1426 ( Geldbeutelwaschen im Fischbrunnen in München ) . Der Brauch verbreitete sich über das gesamte Gebiet Süddeutschlands – Bayern, Franken, Baden, Schwaben – bis ins Österreichische Vorarlberg und dem Burgenland ( Tamsweg ) . Er wurde hauptsächlich von der armen Bevölkerung durchgeführt die Ihrer Herrschaft zeigen wollte, daß das Portemonnaie wirklich leer war. Gleichzeitig wurde der Beginn der Fastenzeit mit reichlichem Fischessen gefeiert. Noch Ende des ausgehenden Mittelalters war es Brauch, sich nach üppigen Gelagen gegenseitig in die Brunnen zu werfen. Der Rat der Stadt Konstanz mußte immer wieder mit Verboten und empfindlichen Geldbußen eingreifen, um der ausufernden Ausgelassenheit am Aschermittwoch Einhalt zu gebieten. In Trauerkleidung, also schwarzer Frack und Zylinder, ging man in der beginnenden Neuzeit zum Fisch- und Schneckenessen . Dabei wurden die leeren Geldbeutel offen mitgetragen. Die Konstanzer gingen früher noch am Aschermittwochabend in den benachbarten Thurgau auf die sogenannten „Schneckenbälle“. In Wolfach kann man bis 1865 die Beschreibung der „Geldbeutelwäsche“ als Abschluss der Fasnet nachweisen. Am Ende des 19.Jahrhunderts wurden in Konstanz die ersten Fasnachtsvereine gegründet wie 1880 ELEFANTEN AG , 1884 NIEDERBURG oder 1886 die KAMELIA PARADIES . Schon damals traf man sich am Aschermittwoch zum Schnecken- , und auch Froschschenkelessen in Trauerkleidung in den jeweiligen Vereinslokalen. Die heutige Art der „Geldbeutelwäsche“ wurde um diese Zeit in Konstanz vermutlich durch zugezogene neue Einwohner aus dem Süddeutschen Raum eingeführt. Größere Bedeutung bekam das „Geldbeutelwaschen“ aber erst seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts in Konstanz. Jede Vereinigung und jede Zunft feierte selbst , meist im kleinen Kreis, an dem in ihrem Bereich befindlichen Brunnen. Die Niederbürgler am Münsterbrunnen, die Kameler am Martinsbrunnen und die Giraffen am Wollmatinger Dorfbrunnen. Unter Heulen und Wehklagen wird der Geldbeutel ins Wasser getaucht. Bekannt ist bis heute der alte Allmannsdorfer Narrenspruch : „ Hetsch dr`s Maul mit Wasser griebä, wär dr`s Geld im Beutel blieba !“ Bedingt durch den II .Weltkrieg begannen erst wieder ab 1946, trotz Verbots der französichen Besatzungsmacht, fasnächtliche Veranstaltungen in Konstanz . Aber erst Mitte der 50er Jahre tauchten am Aschermittwoch vereinzelt wieder in Frack und Zylinder gekleidete Narren auf, die in den jeweiligen Brunnen ihre Geldbeutel tauchten . Vor allen Dingen freie Gruppen, besonders in der Altstadt von Konstanz, pflegten diesen Brauch. In Jahren besonderer Kälte , wenn die Brunnen der Stadt Konstanz abgeschaltet sind, hat man aus seinem Stamm- oder Vereinslokal Zuber oder Eimer mit warmen Wasser zur Wäsche mitgenommen. Vereinsmäßig organisiert wurde in Konstanz das „Geldbeutelwaschen“ seit 1983 von der Alt-Konstanzer-Hanselezunft. Seit 2008 findet das „Geldbeutelwaschen“ am „Karle-Steuer-Brünnele“ am Stephansplatz für alle Interessierten statt, unabhängig ihrer Zugehörigkeit zu einem Verein oder einer Zunft . Am Aschermittwoch im Jahre 2008 haben 8 Mitglieder verschiedener Zünfte und Vereine beschlossen, dem Brauchtum des Geldbeutelwaschens wieder zu dem Stellenwert zu verhelfen, wie es vor Jahren üblich war. Die Eintragung als anerkannter gemeinnütziger Verein erfolgte im April 2009.
Literatur : Hug Heinz / Narren am See – Burkhardt Martin / Geschichte der Stadt Konstanz Bd.3 – Mezger Werner / Narrenidee und Fasnachtsbrauch - Gemeinschaft Maskentragender Zünfte / Div. Festschriften - H.M.Wolf / Das Brauchbuch - Klaus Gallas : München